RHEINE

01.06.2017 | Großartige Aufführung des „Sommernachtstraums“

Jeder Hengst kriegt seine Stute, alles Gute!“

Eine Herrscherhochzeit, die aristokratischen Liebeswirren, die Intrigen der Feenwelt: Das Schülertheater „Lampenfieber“ des Emsland-Gymnasiums bringt Shakespeares Komödien-Klassiker „Sommernachtstraum“ auf die Bühne. „Eine herausragende Aufführung“, schreibt unser Rezensent.

Foto: Ingmar Winter

Das Spiel im Spiel (v.l.): Julian Schmidt (Squenz), Philip Rothfuchs (Zettel), Marica Mrozek (Schnauz), Luca Kröger (Flaut) und Robin Henke (Schlucker).

Der  „Sommernachtstraum“,  Shakespeares  turbulentester  und  meistgespielter Komödien-Klassiker, wurde am Mittwoch vom „Lampenfieber“-Team auf die Bühnenbretter gestellt, eine herausragende Aufführung des Schülertheaters des Emsland-Gymnasiums. Die Regie von Elisabeth Strotbaum, Daniel Hoffmann und Stefan Dehn hat auch am Ende dieses Schuljahrs bewiesen, dass trotz des Zeugnisstresses der gesamte Literaturkurs Q 1 für die traditionelle Schüleraufführung begeistert werden  konnte.

Geschickte Kürzungen und Zentrierung

Der Inhalt ist dem Leser, zum Beispiel im informativen Programmheft S. 11, verworren, er ist „ganz schön kompliziert“, und doch hat es das Regie-Trio geschafft, durch geschickte Kürzungen und Zentrierung an einem Bühnenort den Lauf der vier Handlungsstränge sichtbar zu machen. Die Herrscherhochzeit, die aristokratischen Liebeswirren, die Intrigen der Feenwelt und das „Stück im Stück“ passierten unter dem Ortsschild „Athen“ in einer Welt der Sofa-Schaukel, der Blumenbilderkisten und einer Girlanden-Leiter, mit buntem Seitenlicht, hellem Glanz und im Feenwald mit einer Zauber-Kugel beleuchtet.

Erstaunlich gut beherrschten die jungen Aktricen und Akteure ihren langen Text, der in der Übersetzung von Frank Günther vorlag. Schichtentypisch für Shakespeare hörte der voll besetzte Große Saal gereimte Verse und derbe Volkssprache, hörte kecke Dialoge und reflektierende Monologe, große Textsicherheit bei allen Bühnendarstellern bei der Premiere.

Eine Verwechslungskomödie der kompliziertesten Art

Mit royalen Klängen der „Lafi“-Band begann die Rahmenhandlung mit Hochzeitsvorbereitungen des Herzogs (Thilo Plenter), der sich mit der Amazonenkönigin (Christine Asche) verlobt. Als aber Egea (Zoe Verheijden) mit Tochter Hermia (Rhea Brüggemann) auch noch die Höflinge Lysandra (Emelie Plagemann) und Demetrius (Bastian Korte) mitbringt, kann der Zeremonienmeister (Lena Isfort) die Liebesverbindungen und Familieninteressen nicht mehr vereinigen, und es beginnt mit der Flucht der Liebenden eine Verwechslungskomödie der kompliziertesten Art.

Das Volkslied „Wer will fleißige Handwerker sehn“ wurde zum Auftrittslied einer Komödianten-Garde, die zum lauten Szenenlachen im Publikum mehrfach Anlass gab. Unter der Leitung von Squenz (Julian Schmidt) probten fünf Handwerker ein Hochzeitsspiel, und die Rollenverteilung unter Schnock (Kathrin Boolke), Flaut (Luca Kröger), Schnauz (Marica Mrozek), Schlucker (Robin Henke), und vor allem Zettel (Philip Rothfuchs) wurde zum komödiantischen Spiel. Philip Rothfuchs ragte heraus mit seinem blasierten, aber nicht albernen Spiel, aufgeblasen dümmlich, aber raffiniert unbeholfen, oft mit viel Applaus aus der Szene verabschiedet.

Die Verbindung der zwei Welten (Adel und Handwerker) schaffte Puck (Daniel Dietrich), der Hofnarr, der mit dem Hexenbesen herumtanzt und den Überblick von der Leiter behielt, der wie Hermes mit dem Roller flitzte („Bitte mit Warnweste!“) und den Saft der Liebesblume in die Augen träufelte – allerdings immer in die falschen! So war Puck immer präsent, als Spieler auch in den Szenen, in denen er am Rande  stand. Der Liebeskampf begann: Deutende Darbietung zeigte die „Lafi“-Tanzgruppe mit einem „Boxkampf“.

Die Liebeswirren brachten den verwünschten Zettel mit Eselskopf in die Welt der Elfenkönigin Titania (Johanna Haneklaus), die mit ihrem tüll- und federleichten Elfen- Club (Anne Berndsen, Nienke Peters, Helen Nowakowski, Sedef Demir) Einzug und  Hof hielt, bis sie sich am Ende mit Oberon (Joel Brito Moreira) versöhnte. Zwischen den Welten turtelte und schwirrte Helena (Erva Öksüz), die Demetrius liebte und nach dem Zaubertropfen auf alles Männliche abfuhr.

Ende gut, alles gut: Das Spiel der Handwerker, „wo nichts stimmt, das kurz- aber lang-weilig“ war, war wie „schwarzer Schnee“, langer Applaus beim Adelsvolk und im Publikum. Großer Jubel auch beim dreifachen Hochzeitstanz im Elfen-Club mit bravem Reihen und dann mit modernem Rock im Disco-Sound. Eine immer noch großartige Komödie – eine großartige und sehenswerte Aufführung des „Lafi“-Teams! Empfehlenswert deswegen die letzte Vorstellung am Freitagabend um 19 Uhr in der Stadthalle.

Autor: Ingmar Winter

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