Als im Mai 1980 der Mount St. Helens explodiert und seine komplette Nordflanke mit pyroklastischer Wucht alles verheerend ins bis dahin fruchtbare und beliebte Tal geschossen war, glaubten viele Experten, dass in dem nun völlig verwüsteten Gebiet auf lange Zeit kein Gras mehr wachsen würde.

Etwa zeitgleich mit dem Vulkanausbruch nahmen sechs junge energiegeladene Lehrerinnen und Lehrer am Emsland-Gymnasium ihre Arbeit auf. Zum Sommer 2016 werden sie nun in den Ruhestand versetzt. Damit bricht ganz viel weg, zumal die Pädagogen durch ihre Arbeit und mit ihrer Persönlichkeit das schulische Leben in außerordentlicher Weise mit ihren weit über ihre beruflichen Pflichten und Aufgaben hinausgehenden Aktivitäten gestaltet und bereichert haben. So stehen diese mehr als 200 Jahre erfüllender und erfüllter Berufserfahrung für ganz wesentliche profilbildende und vielfältige schulische Bereiche, die der Schulgemeinde in respektvoller und dankbarer Erinnerung bleiben werden und die einen Vergleich mit dem Wegbrechen der ganzen Seite eines Vulkans so abwegig gar nicht scheinen lassen:

Johanna Podewski, Französisch und Kunst, bleibt v.a. verbunden mit 15 Jahren kreativem Engagement im Theaterprojekt „Lampenfieber“ sowie mit zahlreichen Kunstprojekten und Bildungsfahrten mit künstlerischem Anliegen.

Irmgard Schenk-Kurz, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften, zeichnet verantwortlich für beeindruckende Projekte und Ausstellungen ihrer Kurse zu historischen und politischen Anlässen, die einfühlsam erinnern, mahnen oder über aktuelle Entwicklungen informieren konnten.

Jürgen Bartsch, Biologie und Erdkunde, war bereits vor vielen Jahren aktiv, wo sich ganz aktuell wieder viele Lehrkräfte mühen: Als Klassenlehrer sog. Auffangklassen hat er mit Hingabe, unkonventionellen Ideen und Hartnäckigkeit mit den damals meist aus der UdSSR stammenden Jugendlichen die geeignete schulische oder berufliche Laufbahn erfolgreich vorbereitet. Bis heute koordiniert und begleitet er engagiert und erfahren die Pressearbeit der Schule.

Martin Beumer, Englisch und Französisch, konnte über Jahrzehnte als Leiter der Erprobungsstufe mit seinem unermüdlichen Engagement zu stabil hohen Anmeldezahlen beitragen. Er machte das Gymnasium transparent und gestaltete durch einen weichen Übergang den Wechsel für die Grundschüler behutsam und einleuchtend.

Bernd Wahlbrinck, Englisch und Pädagogik, hat als junger Lehrer mit Theateraufführungen der von ihm gegründeten „English Drama Group“ am Emsland-Gymnasium Akzente gesetzt und damit die Theatertradition der Schule wesentlich bereichert. Über viele Jahre hinweg setzte er sich zudem für die Belange der Korrektur-Fachlehrer ein.

Alle hier genannten Fremdsprachenvertreter haben sich massiv für den Erhalt und Ausbau des internationalen Schüleraustauschs und der Betriebspraktika in England engagiert.

Noch viel mehr imponierende Erfolgsgeschichten könnte man über die nun ausscheidenden Lehrkräfte erzählen. Und ausnahmslos alle hätten dies verdient. Aber: Die Erinnerung liebt die Stille – das Vergessen liebt den Lärm.

Ein Letztes noch: Die Experten von oben haben sich geirrt. Sie durften zu ihrer großen Überraschung feststellen, wie schnell Pflanzen- und Tierwelt sich das verwüstete Areal zurückerobern konnte. Es ist jetzt anders, aber völlig intakt und gut.

Die sechs frischen Pensionäre hinterlassen eine riesige Lücke. Das Emsland-Gymnasium kann diese Lücke schließen – anders, aber völlig intakt und gut für die Zukunft der Schule.

Stefan Dehn

Hinweis: Auf eigenen Wunsch werden weitere Lehrkräfte hier nicht erwähnt.